Bild von Sharp MZ‑80B: Der unterschätzte Business-Computer der 1980er

07. August 2025

Sharp MZ‑80B: Der unterschätzte Business-Computer der 1980er

Wenn man an die Computer der frühen 1980er denkt, kommen einem oft Namen wie Commodore, Apple oder IBM in den Sinn. Doch im Schatten dieser Giganten gab es einen Hersteller, der besonders für Zuverlässigkeit, Modularität und technische Raffinesse stand: Sharp.

Ein Computer für das Büro – und weit darüber hinaus

Der Sharp MZ‑80B kam 1981 auf den Markt und wurde von Anfang an als Komplettlösung für den professionellen Einsatz konzipiert. Mit seinem stabilen Metallgehäuse, einem integrierten Bildschirm und einer vollwertigen Tastatur wirkte er hochwertig und vertrauenswürdig. Doch nicht nur äusserlich, auch technisch hatte das Gerät einiges zu bieten.

 

Technik, die beeindruckt

Im Innern des Sharp MZ‑80B arbeitet ein Z80A-kompatibler Prozessor mit einer Taktfrequenz von 4 MHz. Der Arbeitsspeicher betrug standardmässig 32 KiB, liess sich aber auf bis zu 64 KiB erweitern – für die damalige Zeit eine solide Grundlage für Anwendungen wie Textverarbeitung, Bürosoftware oder einfache Programmieraufgaben.

Der integrierte 9-Zoll-Monochrombildschirm zeigte je nach Einstellung entweder 40 oder 80 Zeichen pro Zeile bei 25 Zeilen. Wer mehr wollte, konnte das Gerät um eine optionale Grafikerweiterung ergänzen, die eine Auflösung von 320×200 Pixeln ermöglichte. Das machte den MZ‑80B auch für technisch orientierte Anwendungen interessant, etwa im Bereich Visualisierung oder wissenschaftliche Darstellung.

Zur Datenspeicherung nutzte der Computer ein eingebautes Kassettenlaufwerk mit einer für die Zeit bemerkenswert schnellen Übertragungsrate von 1800 Baud. Für professionellere Anforderungen konnten zudem externe 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerke angeschlossen werden. Damit wurde auch der Einsatz von Betriebssystemen wie CP/M möglich, was den MZ‑80B zusätzlich aufwertete.

Besonders interessant war das modulare Softwarekonzept. Sharp verzichtete bewusst auf ein fest eingebautes Betriebssystem. Stattdessen startete der Computer mit einem sogenannten Initial Program Loader, über den dann je nach Bedarf ein BASIC-Interpreter, ein Assembler oder ein Betriebssystem von Kassette oder Diskette geladen wurde. Dieses Vorgehen war zwar etwas umständlicher, bot dafür aber maximale Flexibilität und Kontrolle für fortgeschrittene Nutzer.

 

 

 

Auch in Sachen Erweiterbarkeit zeigte sich der Sharp MZ‑80B von seiner besten Seite. Dank zahlreicher Anschlüsse liess sich das Gerät flexibel an verschiedenste Anforderungen anpassen. Mit Schnittstellen wie RS-232 für serielle Kommunikation, Centronics für Drucker oder IEEE-488 für den Anschluss wissenschaftlicher Messgeräte konnte der Computer problemlos in professionelle Arbeitsumgebungen integriert werden. Externe Laufwerke, zusätzliche Speicherbausteine und Erweiterungskarten machten das System besonders vielseitig. Gerade für technische Büros, Labore oder Ausbildungseinrichtungen war das ein grosser Vorteil.

Der MZ‑80B war allerdings kein günstiges Gerät. In Grossbritannien lag der Preis für das Grundmodell mit 64 KiB RAM bei über 1000 Pfund. Wer ein vollständiges Setup mit zwei Diskettenlaufwerken, Monitor, Drucker und CP/M nutzen wollte, musste mit über 2300 Pfund rechnen. Dafür erhielt man allerdings ein äusserst robustes und zuverlässiges System, das im Alltag kaum Wünsche offenliess. Ein britischer Rezensent bezeichnete ihn damals als den „Volvo unter den Micros“ – solide, leistungsfähig und gebaut, um lange zu halten.

Heute wirkt der MZ‑80B wie ein technisches Statement aus einer vergangenen Ära. Er erinnert an eine Zeit, in der Computer nicht nur Werkzeuge waren, sondern Ausdruck von Ingenieurskunst. In der Sammlung der Enter Technikwelt Solothurn nimmt er deshalb einen besonderen Platz ein. Das Gerät steht exemplarisch für eine Generation von Computern, die bewusst auf Erweiterbarkeit, Langlebigkeit und Eigenverantwortung der Nutzer setzte – weit entfernt vom heutigen Plug-and-Play-Ansatz.

Wer sich für die Geschichte der Informatik interessiert, sollte den Sharp MZ‑80B unbedingt einmal live erleben. In unserer Ausstellung lässt sich dieses faszinierende Stück Technikgeschichte aus nächster Nähe betrachten – nicht nur als Ausstellungsobjekt, sondern als Teil eines grösseren Verständnisses dafür, wie sich unser heutiger digitaler Alltag entwickelt hat.

 


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