Bild von Zuse Computer Day - 15. Februar 2025

20. February 2025

Zuse Computer Day - 15. Februar 2025

Ein Tag im Zeichen der deutschen Computergeschichte

Am 15. Februar fand in der Enter Technikwelt der Zuse Computer Day statt. Eingeladen waren eine Handvoll Expertinnen und Experten, die sich in Fachvorträgen der Geschichte und Restaurierung der Computer von Konrad Zuse (1910 – 1995) widmeten. Das Publikumsinteresse war gross und rund 80 Personen fanden den Weg in die Enter Eventhalle.

 

Die Z1: Ein Rechner aus Bequemlichkeit
Den Auftakt in den Zuse Day machte Eva Kudrass. Als Leiterin des Bereichs Mathematik und Informatik am Deutschen Technikmuseum in Berlin arbeitet sie an der Restaurierung der Z1, dem ersten programmierbaren Rechner mit binären Zahlen. Konrad Zuse fertigte in den 1980er Jahren eigens einen Nachbau für das Berliner Museum an, da das Original während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden war. Eva Kudrass zeigte in ihrem Referat auf, wie Zuse als junger Ingenieur in den 1930er Jahren als Flugzeugstatiker bei der Henschel Flugzeugwerke AG wertvolle Praxiskenntnisse erwarb, die er später für die Konstruktion des Z1-Rechners einsetzte. Interessant ist dabei, dass die Entwicklung der Z1 auf Zuses angeblicher Faulheit basierte: So soll es ihm zu umständlich gewesen sein, komplizierte Berechnungen manuell und mechanisch zu bewerkstelligen.

 

Relaistechnik zum Anfassen
Nach den Schilderungen von Eva Kudrass hatte das Publikum die Möglichkeit, Zuses Erfindungen hautnah mitzuerleben. Christof Traber, Informatiker und Experte auf dem Gebiet der Sprachtechnologie, führte im zweiten Stock die Funktionsweise der Z3 vor. Die Z3 gilt allgemein als erster Computer der Welt und Christof Trabers Nachbau gehört zu einem der wenigen weltweit, die tatsächlich funktionieren. Am Beispiel seines Nachbaus konnten die Besucher die Funktionsweisen von Zuses Digitalrechner, allen voran die Relaistechnik und binäre Gleitkommaarithmetik, Schritt für Schritt mitverfolgen.


 

 

 

 

Das Big Picture der Computergeschichte
Um überhaupt zu verstehen, was die Grundlagen von Zuses Erfindungen sind, lieferte Robert Weiss einen historischen Abriss über die Geschichte des Computings. Als gelernter Chemiker und IT-Experte gab er Auskunft über die verschiedenen Zahlensysteme der Menschheitsgeschichte, programmierbare Webstühle im frühen 19. Jahrhundert sowie die weitreichenden Folgen der Halbleitertechnologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Interessant waren auch seine Hinweise zur ERMETH, einer Rechenmaschine, die nach dem Zweiten Weltkrieg an der ETH Zürich entwickelt worden war. Sie basiert auf Zuses Z4-Rechner und gilt als erster Computer der Schweiz.

 

Ein Singender Zuse-Rechner
In der Nachkriegszeit stellten Konrad Zuse und seine Firma, die Zuse KG, zahlreiche Computer her. Als erster transistorisierter Computer bildet die 1961 ausgelieferte Z23 einen Meilenstein in der Firmengeschichte der Zuse KG. Edwin Aures, Leiter der Informatiksammlung an der Uni Erlangen, berichtete in seinem Vortrag von der mehrjährigen Restaurierung einer Z23. Entgegen den Befürchtungen, der Rechner könnte bei der Wiederinbetriebnahme irreparable Schäden nehmen, gelang es ihm die Z23 wieder funktionstüchtig zu machen. Sein Team schaffte es sogar, ein Lied auf dem Rechner zu programmieren, was er dem erstaunten Publikum auf einem kurzen Video demonstrierte.

Spannend war auch die Erkenntnis, dass bei der Einführung der Z23 viele Firmen dessen Rechenleistung um jeden Preis nutzen wollten, selbst wenn sie noch keinen konkreten Nutzen oder verwendbare Daten dafür hatten. Etwas, das uns an den heutigen Umgang mit KI-Anwendungen erinnert.

 

Eine Z23 steht neu in der Enter Technikwelt
Den Abschluss des Zuse Days machte Felix Kunz, Präsident der Stiftung Enter und Museumsinitiator. Er lieferte einen Überblick über die wirtschaftlichen Entwicklungen der Zuse KG und berichtete vom neusten Museumszuwachs: Im Dezember 2024 durfte die Enter Technikwelt eine Z23 aus einem Firmenarchiv in Braunschweig abholen. Dabei gab es einige Hürden zu meistern, unter anderem die Angabe einer Seriennummer für die Zollabfertigung. Als Ausblick sprach Felix Kunz davon, die Z23 wieder in Betrieb zu nehmen, wenn nötig auch mit Hilfe einer Museums-Selbsthilfegruppe.

Dass man mit Schwierigkeiten bei Restaurierungen historischer Zuse-Rechner nicht alleine ist, zeigte nämlich die Wortmeldung einer Museumsfachfrau, die nach einer Hilfestellung beim Öffnen des Ferritkernspeichers der Z23 fragte. Nach dem letzten Referat gab es noch zahlreiche weitere Fragen und etliche Gespräche mit den Referenten. Es wurden fleissig Kontakte und Visitenkarten ausgetauscht. Diese Networking-Bemühungen verdeutlichen, dass viele Aspekte im Lebenswerk von Konrad Zuse noch offen sind und Restaurierungsprojekte auf diesem Gebiet umfangreiches technisches Know-How erfordern. Obwohl die Historie der Zuse-Computer noch gar nicht weit zurückreicht, verschwindet das Wissen über ihren Betrieb rasant. Die Vernetzung unter den relevanten Akteuren ist daher umso wichtiger. Dies ist mit dem Zuse Computer Day mehr als gelungen.

 

 

 

 

Die kompletten Vorträge als YouTube Video:

«Konrad Zuses erster Computer Z1: Zur Geschichte von Original, Nachbau und Restaurierung 1935-2025»

Eva Kudrass (Leiterin Mathematik & Informatik, Deutsches Technikmuseum Berlin)

 

«Die 4 Leben der Zuse Z23 Nummer 33 der Erlanger Informatiksammlung»

Edwin Aures (Sammlungsleiter ISER am Department für Informatik (INF) der FAU Erlangen)

 

«Z23: Geschichte Konrad Zuse, Technik, Restaurierung»

Felix Kunz (Unternehmer, Sammler, Enter Technikwelt)

 


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