Die Enter Technikwelt erleben
Mit uns zusammenarbeiten
28. August 2025
Wechselausstellung über den Journalismus.
Vom 1. April bis am 29. Juni 2025 fand in der Enter Technikwelt die Wechselausstellung «Auf der Suche nach der Wahrheit. Wir und der Journalismus» statt. Die Ausstellung, die sich auf spielerische und interaktive Weise mit der Geschichte und dem Handwerk des Journalismus auseinandersetzt, zog während drei Monaten rund 1500 Besucherinnen und Besucher an.
Die Ausstellung wurde 2020 lanciert und anschliessend von einer fünfköpfigen Crew realisiert. Seit 2023 ist sie schweizweit auf Tournee, unter anderem im Historisches Museum Lausanne, im Stadtmuseum Aarau oder im Kulturmuseum St. Gallen. Die Ausstellung feierte in der Enter Technikwelt in zweifacher Hinsicht eine Premiere: Sie war einerseits die erste externe Wechselausstellung in den neuen Museumsräumlichkeiten in Derendingen, andererseits wurde die Ausstellung erstmals im Kanton Solothurn gezeigt.
Den Auftakt in die Ausstellung machte die Vernissage am 1. April. Das Datum war nicht zufällig gewählt, sondern knüpfte bewusst an die Tradition des Aprilscherzes an. In Form einer vorangehenden Medienmitteilung über den angeblichen Fund einer versunkenen Enigma Chiffriermaschine auf dem Grund der Aare sollte das Publikum für das Themengebiet der Fake News und die bevorstehende Vernissage sensibilisiert werden. Obwohl der Archäologische Dienst des Kantons Solothurn, die Kantonspolizei sowie der lokale Tauchclub als seriöse Partner bei der Zeitungsente involviert waren, sahen lokale wie nationale Zeitungen von einer Berichterstattung ab. Man wolle nicht noch mehr an der Glaubwürdigkeit der Medien kratzen, so die Begründung. Eine Haltung, die sinnbildlich für den Zustand der aktuellen Presselandschaft ist. Im Rahmen der Eröffnungsreden wiesen die Ausstellungsmacher Theo Stich, Thomas Gull und Daniel Maurer entsprechend auf die Bedeutung des Journalismus im Zeitalter der Desinformation und Fake News hin. Insbesondere die mediale Grundversorgung mit Informationen sei für die freie Meinungsbildung und damit für eine funktionierende Demokratie von zentraler Bedeutung.
Nach der Vernissage war die Wechselausstellung während drei Monaten im zweiten Stock auf einer Fläche von 200m2 zu sehen. Ausgerüstet mit einem Badge konnte an mehreren Arbeitsplätzen Punkte gesammelt werden. Beispielsweise konnte man anhand eines Quiz die eigene Medienkompetenzen prüfen oder in einem interaktiven Spiel bewusst Falschmeldungen in Umlauf bringen. Auch die historische Dimension journalistischen Schaffens wurde immer wieder eingebracht, unter anderem in Form von Informationstafeln zu epochalen Medienereignissen wie der Fichenaffäre in den 1990er Jahren. Kernstück der Ausstellung bildete ein nachgebauter Redaktionsraum aus den 1980er Jahren. Nach Eintritt in den Raum hatte man maximal 30 Minuten Zeit, um einen sogenannten «Scoop», d.h. eine exklusive Nachricht, inhaltlich zu prüfen und zu veröffentlichen. Auf historischen Geräten wie einem Macintosh-Computer, Tonbandgerät, Wählscheibentelefon oder Videorecorder mussten Passwörter ersucht und Hinweise erkannt werden. Das Angebot wurde vom Publikum rege genutzt und die Vermittlung in Form eines Escape Rooms kam sehr gut an. Gerade diese Interaktivität der Ausstellung machte sie für ein junges Publikum sehr attraktiv. Es erstaunt daher nicht, dass rund 20 Schulklassen die Ausstellung besucht haben.
Als Technikmuseum mit Schwerpunkt Mediengeschichte steuerte die Enter Technikwelt einen eigenen Teil zur Ausstellung bei. In einer Vitrine wurde unter anderem die Geschichte des Volkslieds «d Zit isch do» der Solothurner Autoren Josef Reinhart und Casimir Meister erzählt. Die ersten Takte des Lieds wurde nach einer Aufführung von Radiostudio Bern im Jahr 1926 im Solothurner Konzertsaal auf einer Musikdose eingespielt und dienten fortan als Pausenzeichen zur Überbrückung von Sendungen des Schweizer Radios. Insbesondere zur Zeit des Zweiten Weltkriegs galt das Erkennungssignet von Radio Beromünster als Gütesiegel für zuverlässige Nachrichten. Diese und weitere Geschichten von Solothurner Unternehmen wie der Autophon AG oder den Mikrofonen des Solothurner Ingenieurs Jakob Bohli wurden mittels Audioguide in der Wechselausstellung erzählt.
Im Rahmen der Wechselausstellung fand am 12. Juni auch eine Podiumsdiskussion unter dem Titel «Hat der Service public ausgedient?» statt. Genau an diesem Tag debattierte auch der Nationalrat über die SRG-Initiative «200 Franken sind genug!», über die das Stimmvolk 2026 abstimmen wird. Eingeladen zur Diskussion waren Hans-Ulrich Bigler (Co-Präsidium der SRG-Initiative, alt Nationalrat FDP/ZH und ehemaliger Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes), Ueli Haldimann (ehemaliger Direktor des Schweizer Fernsehens) und Florence Brenzikofer (Co-Präsidentin der Allianz Pro Medienvielfalt und Nationalrätin Grüne/BL). Letztere nahm am selben Tag noch aktiv an den parlamentarischen Diskussionen zur SRG-Initiative teil und wurde im Anschluss exklusiv vom Bundeshaus in Bern nach Derendingen chauffiert. Beim Podiumsgespräch wurde leidenschaftlich debattiert. Während Hans-Ulrich Bigler die Monopolstellung und hohen Kosten der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) kritisierte, wies Florence Brenzikofer auf die identitätsstiftende Rolle eines gut funktionierenden medialen Service public hin. Ueli Haldimann seinerseits unterstrich die Bedeutung eines qualitativ hochwertigen Journalismus und warnte vor den Abstrichen infolge von Budgetkürzungen. Während bei Fragen zu Finanzen und Leistungsauftrag der SRG Uneinigkeit herrschte, förderte die Diskussion doch auch Gemeinsamkeiten zu Tage. So unterstrichen alle drei Gäste die Wichtigkeit eines viersprachigen Service publics der SRG und sprachen sich für den Schutz journalistischer Inhalte angesichts von KI-Programmen aus.
Die dreimonatige Ausstellung hat gezeigt, dass Journalismus und Mediengeschichte relevant sind. Die grosse Masse an Museumsbesuchern wurde mit der Wechselausstellung zwar nicht angezogen, dafür aber ein interessiertes Publikum aus den Bereichen Bildung, Politik und Medien. Die Beteiligung vieler Schulklassen, der Diskussionsanlass mit nationalen Politgrössen sowie die zahlreichen Berichte von Medienschaffenden über die Ausstellung förderten eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Enter Technikwelt lieferte eine wertvolle Plattform dazu.
Beitrag von: Dr. Felix Wirth Leitung Ausstellung und Vermittlung der Enter Technikwelt
Danke für Ihr Interesse an der Enter Technikwelt Solothurn. Ihre Angaben werden vertraulich behandelt – den Newsletter können Sie jederzeit abbestellen.